Wehrheimer Vater-Sohn-Gespann von Gartzen erlebt erfolgreiches 24h-Rennen


WEHRHEIM/NÜRBURG - "Schade, es hat nicht ganz gereicht, aber letztlich sind wir auch mit Platz zwei zufrieden." Rennfahrer Jürgen von Gartzen aus Wehrheim blickt entspannt auf das 24-Stunden-Rennen in der "grünen Hölle" - die ihrem Namen alle Ehre machte - des Nürburgrings zurück. Als Vater-Sohn-Gespann haben er und Filius Sebastian im Team von Mühlner Motorsport zusammen mit Marcel Hoppe (Lennestadt) und Moritz Kranz (Linz a. R.) den 29. Gesamtrang und den zweiten Platz in der Cup3-Wertung (zweithöchste Startklasse) belegt. Mit der Startnummer 303 sind sie in einem Porsche Cayman GT4 CS an den Start gegangen. Auch die Nummer 302 zählte zu Mühlner Motorsport. Das identische Fahrzeug wurde 28. und Erster der Cup3-Klasse.

 

Das 46. ADAC Zurich 24h-Rennen war mit einem 90-minütigen Schlussakkord zu Ende gegangen: Nach einer rund zweistündigen Nebelunterbrechung am Sonntagmittag feierte der Manthey-Porsche (Startnummer 912) in einem spektakulären Sprint-Duell mit dem Black-Falcon-Mercedes (4) den Rekordsieg beim größten Autorennen der Welt. Allein diese beiden Fahrzeuge waren nach dem Restart um 13.59 Uhr noch in einer Runde und lieferten sich vor 210 000 Zuschauern einen verbissenen Kampf, den letztlich der Franzose Fred Makowiecki für Manthey entschied. Für das Team aus Meuspath direkt an der Nordschleife ist es der erste 24h-Erfolg seit 2011 und der sechste insgesamt - Rekord.

Schon vor der Rennunterbrechung - der erst siebten überhaupt seit der Premiere des 24h-Rennens 1970 - hatte das berühmte Eifelwetter all seine berüchtigten Facetten von strahlendem Sonnenschein bis zu unwetterartigen Regenfällen gezeigt. "Unsere Devise im Team lautete vom Start an, das Risiko zu minimieren. Das hat sich auch ausgezahlt", sagt Jürgen von Gartzen. Dabei lieferten sich die beiden Mühlner-Teams, abgesehen von einigen Ausnahmen, ein permanentes Duell um die Spitze in der Cup3-Wertung und feierten letztlich einen Doppelsieg. Dabei spielte die Rennunterbrechung eine nicht unerhebliche Rolle.

"Vor der Rennunterbrechung waren wir Cup3-Erster mit drei Minuten Vorsprung. Dann kam der Restart und es ging quasi von vorne los. Ich bin gefahren und es war klar, dass ich das Risiko rausnehme. Man hat bei dem Regen vor lauter Gischt fast nichts gesehen. Dann bin ich vom 302er überholt worden", gibt Jürgen von Gartzen die Ereignisse des Sonntagmittags wieder. Und er übt Kritik: "Ich stimme den vielen Aussagen zu, dass das Rennen besser abgebrochen worden wäre zu dem Zeitpunkt. Vor dem Restart herrschte viel Nebel und heftiger Regen und der Regen setzte sich fort. Es war Glückssache, dass niemand quer stand. Die Fortsetzung des Rennens war ein wenig erzwungen, auch wegen der übertragenden Medien, denke ich. Das war sehr risikoreich."

In der berüchtigten Nacht des 24-Stunden-Rennens war zuvor auch das Team mit der Startnummer 303 nicht vor Überraschungen gefeit gewesen. Einer der Fahrer erkrankte. Auf dem Plan hatte gestanden, dass Jürgen und Sebastian von Gartzen je einen Doppelstint (also zwei Mal acht Runden) absolvieren sollten. Doch nach der Erkrankung kam nachts ein Anruf von Teamchef Bernhard Mühlner: "Jürgen, Du musst gleich übernehmen, Du bist vorgezogen." Und so warf sich der Wehrheimer aus dem Bett im Wohnmobil und in den Rennkombi und absolvierte dann noch einen Doppelstint - den zweiten in der Nacht. Er erzählt: "Es regnete so stark, dass man auf der Döttinger Höhe nicht Vollgas fahren konnte. Hatzenbach fühlte sich an wie Eis, da lag viel Dreck auf der Strecke. Auch Breitscheid war sehr schwierig zu fahren. Oft wählte ich den Weg außen herum, aber das war schon ein wenig eckig beim Fahren dann."

Voll des Lobes ist Jürgen von Gartzen über das Team Mühlner Motorsport. "Das Auto war perfekt, und zwar von der ersten Trainingsrunde bis zum letzten Meter im Regenchaos am Ende. Teamchef Bernhard Mühlner ist ein Racer durch und durch. Das war ein Team auf höchstem professionellem Niveau."

Besonders stolz ist der Papa von Gartzen aber auf seinen Sohn Sebastian, der den Rallyesport favorisiert, aber auch jetzt auf dem Nürburgring eine hervorragende Vorstellung ablieferte. "Er ist nachts die schnellsten Zeiten bei uns gefahren. Er hat keine Fehler gemacht, ist risikoarm unterwegs gewesen und das so richtig flott. Er war sehr happy." Mit diesem Rennen haben sich Vater und Sohn von Gartzen einen lange gehegten Wunschtraum erfüllt. "Einmal mit Sebastian zusammen das 24-Stunden-Rennen, das war unser nun erreichtes Ziel. Ich hoffe, dass er mal bei diesem Rennen in der Zukunft in einem GT3-Auto, also der höchsten Klasse, an den Start gehen kann. Denn das hat er drauf."

Für Jürgen von Gartzen indes wird die Auflage 2018 wohl die letzte gewesen sein. "Stand heute werde ich nicht mehr teilnehmen. Vielleicht mal in der Classic-Serie, aber nicht mehr so wie in den beiden vergangenen Jahren."

Ein ganz spezielles Problem hat durchaus etwas Einfluss auf diesen Entschluss: "Anders als die jüngeren Kollegen habe ich mit der Halbautomatik so meine Problemchen. Ich kann nicht mit dem linken Fuß bremsen, sondern muss immer erst vom Gas mit dem rechten. Die Umstellung klappt nach all den Jahren einfach nicht mehr. Früher war es selektiver, heutzutage haben es die Fahrer durch die neuen Techniken einfacher. Da fahre ich dann eher in einem älteren Modell just for fun in Classic-Rennen."

Übrigens sollte Sebastian von Gartzen recht behalten. Denn er hatte vor dem Rennen gesagt: "Wenn alles gut läuft, können wir einen Platz auf dem Treppchen erreichen." Und genau so ist es gekommen.