Von einer starken Erkältung lässt sich der Wehrheimer nicht ausbremsen. Und schon gar nicht von dickstämmigen Eichen am Straßenrand.
Wehrheim.
Nur haarscharf am Podest vorbei gerast ist der Wehrheimer Sebastian von Gartzen (23) bei der „55. Rallye Thüringen“. Das zur deutschen Rallye-Meisterschaft zählende Rennen war zugleich der 4. Lauf im ADAC Opel Rallye Cup.
Die international besetzte Rallye umfasste zehn Wertungsprüfungen. Für von Gartzen, der mit Peter Loth im ADAC Opel Rallye Cup startet, stand das Rennen unter schwierigen Bedingungen, da er sich gerade eine starke Erkältung eingefangen hatte. Zudem stand er mitten im Prüfungsstress seines Studiums an der TU Friedberg für Wirtschaftsingenieurswesen.
Der Start der Rallye erfolgte abends mit einer Fünf-Kilometer-Prüfung. Gartzen/Loth landeten auf Platz fünf. Es schloss sich ein Stadtrundkurs in Pößneck an, bei dem es für den Wehrheimer nicht rund lief. Nach wie vor hatte er mit seiner Erkältung zu kämpfen, es reichte nur zu Platz neun. Damit stand das Duo nach zwei Wertungsprüfungen auf Rang sechs. Die Zuversicht wuchs, zumal das Auto fehlerlos funktionierte und von Gartzen auf Genesung hoffte. Zur Spitze fehlten gerade mal 16 Sekunden.
Tags darauf die dritte Prüfung: 14,6 Kilometer mit vielen schnellen Passagen. Mit 180 Sachen ging es über schmale, kurvige Landstraßen. Alles musste passen – denn statt Auslaufzonen stehen nur alte, dicke Eichen am Streckenrand. Und es passte für von Gartzen: Platz vier als schnellstes deutsches Team.
Noch schneller wurde es dann bei der vierten Prüfung. 22 Kilometer bergauf, bergab und durch den Wald. Vollgaspassagen wechselten mit ultraschnellen S-Kurven. Wieder bewies von Gartzen Fingerspitzengefühl am Steuer: Rang zwei. nur zwei Sekunden hinter den führenden Huttunen/Linnaketo. Der Rückstand auf die Spitze schmolz.
Wertungsprüfung 7 mit weiteren Vollgaspassagen endete für Gartzen/Loth ebenfalls auf Platz zwei, bei drei Zehnteln Rückstand zum Führenden. Noch drei Prüfungen, „Der Abstand zu Platz vier ist sehr knapp. So brauchte es neben dem schweren Gasfuß auch ein Quäntchen Glück“. meinte Vater und Teamchef Jürgen von Gartzen. Bei der letzten Prüfung konnten die Finnen Huttunen/Linnaketo einige Sekunden gutmachen. Schließlich hatten von Gartzen/Loth als bestes deutsches Team den greifbar nahen Podestplatz am Ende nur um 2,4 Sekunden verpasst. „Natürlich ärgerlich“, nickt von Gartzen – mit seinem Beifahrer Hans-Peter Loth auch im Gesamtstand auf Rang vier bester deutscher Pilot: „Alles in allem lief es super, obwohl ich nicht ganz fit war.“ Vater Jürgen von Gartzen fügte hinzu: „Wir sind auf extrem hohem Niveau ganz vorne mitgefahren. Beste Motivation für die nächste Rallye, den WM-Lauf in Trier vom 18. bis 21. August.“