Ein Stein bremst von Gartzen und Co. auf der Nordschleife


Der junge Rennfahrer Sebastian von Gartzen aus Wehrheim liefert mit seinem Team auf der Nürburgring-Nordschleife eine klasse Generalprobe für das 24h-Rennen ab. Ein Steinschlagschaden im Kühler bremst das Team im Porsche 911 GT3 Cup von Mühlner Motorsport zwischenzeitlich aus.

 

HOCHTAUNUS - Das war ein starkes Stück! Der Wehrheimer Sebastian von Gartzen und seine Mitstreiter Thomas Mark (GBR) und Moritz Kranz haben am Wochenende auf ihrem Porsche 911 GT3 Cup von Mühlner Motorsport auf dem Nürburgring beim sechsstündigen Qualifikationsrennen für das am Fronleichnams-Wochenende (20. bis 23. Juni) stattfindende 24h-Rennen überzeugt. Der junge Wehrheimer Rennfahrer lieferte ein bärenstarkes Rennen ab und nur ein Steinschlagschaden bremste ihn und sein Team auf dem Weg zum Klassensieg etwas aus.
Im freien Training konnte von Gartzen nur am Samstagvormittag auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings einige Runden testen, um sich ein bisschen an seinen neuen "Arbeitsplatz" zu gewöhnen. Der Porsche 911 Typ 991 GT3 Cup hat knapp 500 PS, keine Traktions-Kontrolle und wesentlich mehr Abtrieb als der GT4 Porsche, den er im Vorjahr beim 24h-Rennen gefahren hatte. Er fühlte sich gleich wohl, das Fahrzeug war wie gewohnt von Mühlner-Motorsport sehr gut vorbereitet und perfekt abgestimmt worden.
Ab 12 Uhr stand das freie Training an, für das der Wehrheimer als dritter Fahrer vorgesehen war. Als er ins Auto stieg, waren die Streckenbedingungen sehr "anspruchsvoll". Nach dem Fahrerwechsel ließ man die Slicks auf dem Auto, da es anscheinend nur noch an wenigen Abschnitten feucht war. Doch beim Einbiegen in die Hatzenbach - seine erste Runde auf der Nordschleife im 911er - begann es zu regnen. Die Strecke war sofort komplett nass und es stand schon Wasser an einigen Stellen. Und das mit Slicks... Sebastian von Gartzen fuhr die Runde aber fehlerfrei zu Ende (rund 20 Kilometer im Regen) und wechselte dann an der Box auf Regenreifen. Nach dem freien Training folgte am Abend das erste Qualifying. Moritz Kranz, sein Teamkollege, fuhr das Auto auf die Pole Position der Klasse. Als Sebastian von Gartzen an der Reihe war, setzte nach einer Runde wieder Regen ein.
Toller "Endspurt"
Als Gesamt-27. musste das Team am Sonntagmorgen in die Top-30-Qualifikation. Ein kleiner Quersteher auf der schnellsten Runde von Moritz Kranz verhinderte erneut Platz eins. Somit ging es von Platz zwei der SP7-Klasse los, insgesamt aus der 13. Startreihe der Gruppe 1. Moritz Kranz fuhr den Start und direkt auf nach vorne in der Klasse. Nach 1:15-Stunden gab er an den Teamkollegen Marc Thomas ab. Der stärkste Konkurrent für von Gartzen und Co. war ebenfalls ein Cup 911er Porsche (Startnummer 69), der unter anderem mit Chris Brück ebenfalls stark besetzt war. "Nach knapp 30 Fahrzeit von Marc Thomas wurden wir wieder auf Platz verwiesen und die Nummer 69 schien sich einen starken Vorsprung rauszufahren", berichtete Vater Jürgen von Gartzen, der nicht mehr selbst aktiv ist und alles vor Ort beobachtete. Auch hier war wieder nach 1:15-Stunden Fahrerwechsel, jetzt war Sebastian von Gartzen dran. Er konnte auf Anhieb den Speed der Nummer 69 mitgehen und der Abstand vergrößerte sich nicht mehr, wurde sogar von Runde zu Runde etwas kleiner. Nach einem Pitstop mit Fahrerwechsel der 69 war von Gartzen ab da fünf bis zehn Sekunden pro Runde schneller und nach genau einer Stunde überholte er die 69 und fuhr auf Platz eins der Klasse.
"Aufgrund des schnellen und fehlerlosen Stints von Sebastian ordnete Teamchef Bernhard Mühlner an, dass er einen Doppelturn fährt. Und Sebastian baute die Führung weiter aus. Der Plan war, dass im Schluss-Stint nochmal Moritz fährt und dann hätten wir den Sieg sicher nach Hause gefahren", erzählte Jürgen von Gartzen.
Wohlgemerkt, "hätten", denn pünktlich um 16.40 Uhr am Sonntag musste Sebastian von Gartzen den 911er wegen austretender Kühlflüssigkeit und Temperaturanstieg (Steinschlagschaden) Nähe Pflanzgarten abstellen. Aber das Mühlner-Motorsport-Team gab nicht auf. Ein sofort losspurtendes Mechaniker Team tauschte den durch einen Steinschlag beschädigten Kühler gegen einen neuen aus. Um 17.05 Uhr war das Auto repariert und wieder auf der Strecke. "Sebastian kam an die Box und nach einem kurzen Check und Wasser auffüllen ging es zügig weiter. Auf Platz fünf wieder ins Rennen gegangen - einige andere Teams aus der Klasse hatten auch Probleme - schnappte er sich zwölf Minuten vor Rennende den vierten Platz", so sein Vater.
Und dann ging es so richtig los: Sebastian von Gartzen fuhr eine persönliche Bestzeit nach der anderen, hatte teilweise schnellste Sektoren-Zeiten innerhalb des gesamten Feldes (inklusive der Topklasse GT3) und schnappte sich in der letzten Runde noch den dritten Platz der Klasse mit einer fabelhaften Rundenzeit von 8:46 Minuten. Und wie schrieb Sebastian von Gartzen auf seiner Facebook-Seite: "Einfach unfassbar geil dieses Fahrzeug." Am Ende der sechs Stunden landete das Team um von Gartzen auf dem 72. Gesamtrang. Der Kühlerschaden hat das Team letztlich um den möglichen Klassensieg und eine bessere Gesamtplatzierung gebracht.