Sebastian von Gartzen und Co holen sich Klassensieg in grüner Hölle


Hochspannung in letzter Stunde: Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring feiern Sebastian von Gartzen und seine drei weiteren Mitpiloten den Klassensieg in der SP10. Es ist alles dabei in der grünen Hölle: 9,5 Sunden Regenunterbrechung, dann technische Probleme und dann ist auf den letzten zwei Runden Benzin sparen angesagt.

Drei Starts beim 24-Stunden-Rennen und zwei Klassensiege: Der Wehrheimer Rennfahrer Sebastian von Gartzen hat im Vorjahr mit seinen damaligen Mitstreitern auf einem Porsche 911 Cup3 ebenso die Klasse gewonnen wie am vergangenen Wochenende mit dem Team Hofor Racing by Bonk Motorsport die Klasse SP10. Ein klasse Erfolg!

 

Für von Gartzen begann das 24h-Weekend gut, da der BMW M4 von seinem Teamkollegen Michael Schrey im ersten Qualifying auf die SP10-Pole-Position gestellt wurde. Beim Rennstart in der ersten Startgruppe ging es bei kaltem Nieselregen-Wetter auf die 24-Stunden-Hatz. Michael Schrey hatte das Vergnügen, mit Regenreifen (heavy wet) den Start zu fahren. Er musste sich gleich eines stark angreifenden Toyota Supra mit Top-Fahrer Andreas Gülden und eines starken Aston Martin Vantage GT4 erwehren. Schrey behielt die Nerven und wusste, dass kein 24h-Rennen der Welt in den ersten Stunden entschieden wird. Er blieb cool und fuhr als Dritter mit Schlagdistanz souverän seinen Stint. Ab der dritten Renn-Stunde konnten der Aston und der Toyota überholt werden und Das Bonk-Team war wieder auf Klassenposition 1.

Immer noch herrschte relativ starker Regen, aber alles war unter Kontrolle. Sebastian von Gartzen fuhr dann in die Nacht hinein - bei starkem Regen, aber wie er später sagte: "Die Döttinger Höhe geht immer noch voll". Das bedeutet für dieses Fahrzeug mit rund 265 km/h. Mit konstant schnellen Rundenzeiten baute er ein kleines Zeitpolster zu dem bis dahin auf SP10-Platz 2 liegenden Allied Racing Team mit dem Manthey Porsche GT4 aus.
Um 22.15 Uhr am Samstag wurde der Regen immer schlimmer und es gab erste heftige Aquaplaning Unfälle. Die Rennleitung brach das Rennen gegen 22.30 Uhr mit roter Flagge ab. Zu viele Unfallteile und teilweise komplett überflutete Streckenabschnitte sorgten für die absolut richtige Entscheidung. Der Vorsprung von Sebastian von Gartzen und seinen Mitstreiter Claudia Hürtgen, Michael Schrey und Michael Fischer im BMW M4 GT4 von Hofor Racing by Bonk Motorsport zum Zweitplatzierten war bis dahin auf über sechs Minuten angewachsen.
Echter Krimi
Der Restart folgte am Sonntagmorgen um 8 Uhr. Das Wetter war wieder mal nicht eindeutig. Feuchte Streckenabschnitte wechselten sich mit trockener Ideallinie ab. Aber schlimmer war, dass die Rennleitung entschied, dass alle Zeitdifferenzen (außer Runden) neutralisiert wurden. Die bis dahin schnelle und fehlerlose Arbeit der Fahrer wurde nicht belohnt und die sechs Minuten Vorsprung waren weg.
Das bedeutete, dass sich das Porsche-Team von Allied Racing mit dem Manthey GT4 nur zwei Plätze hinter von Gartzen und Co. aufstellte. Michael Schrey fuhr den Restart auch wieder fehlerlos. Ab der 18. Stunde wurde das Rennen zu einem echten Krimi. Schrey war nach dem Restart auf Regenreifen gestartet, da das Wetter-Radar eher nach mehr, als nach weniger Regen aussah. Die Porsche Crew des Allied Racing Team startete auf Intermediates-Reifen (geschnittene Slicks) die aufgrund der teilweise abtrocknenden Strecke erst mal schneller waren. So überholte nach wenigen Runden der Porsche erneut den BMW. Sebastian von Gartzen wechselte dann ans Steuer und man wechselte auf Slicks. "Ich überholte wiederum den führenden Porsche und wir waren wieder auf Position 1 der SP10", so von Gartzen. "Nach weiteren Fahrerwechseln erstarrte plötzlich das Gesicht unseres Teamchefs vor den Zeitenmonitoren. Um Minuten langsamere Rundenzeiten bedeuteten ein technisches Problem."
Die Elektronik hatte einen Notlauf ausgelöst, der BMW M4 fuhr nur mit stark verminderter Leistung (max 4000 Umdrehungen) und so fielen von Gartzen und Co. wieder hinter den Porsche zurück. Es folgten Boxenstop, Fehler auslesen, Fehler beheben, tanken. Michael Schrey blieb im Auto sitzen, hatte die richtigen Reifen drauf und legte nochmal einen Sprint hin.
Das alles spielte sich in der letzten Renn-Stunde (23. Stunde) ab. Es zog weiterer Regen auf und Allied musste ebenfalls nochmal an die Box, da sie noch mit Intermediats unterwegs waren. "Nun zahlte sich aus, dass wir die heavy wets drauf hatten und der Teamchef wieder mal die richtige Entscheidung getroffen hatte", berichtet Sebastians Vater Jürgen, der ebenfalls vor Ort war. "Wir holten Runde um Runde auf und waren nach dem Boxenstop des Allied Racing Porsche mit über zwei Minuten vorne."
Aber zu früh gefreut. Durch den Zwischenstop hatte das Team Hofor Racing by Bonk Motorsport zwei Runden früher getankt, was bedeutete, dass eigentlich noch mal ein "Splash & Dash", ein extrem kurzer Boxenstop, um einige Liter aufzutanken, vollzogen werden musste. Das hätte aber bedeutet, den ersten Klassen-Platz wieder abzugeben. Also entschied der Teamchef, das Auto auf der Strecke zu lassen. Der Fahrer musste ein paar hundert Umdrehungen früher schalten, Sprit sparen, aber dennoch schnell den M4 über die Nordschleife "tragen", um den wieder stark aufkommenden Porsche in Schach zu halten.
Nach exakt 24 Stunden sind Sebastian von Gartzen. Claudia Hürtgen, Michael Schrey und Michael Fischer mit 1:47-Minuten vor dem zweitplatzierten Manthey Porsche GT4 des Allied Racing Teams als Sieger der Klasse SP10 und Gesamt-29. über die Ziellinie gerollt. Ein enorm spannendes Finale mit Happy End und einem verdienten Sieg für das ganze Team.